In früheren Jahren habe ich das »Portugal dos Pequenitos« (portugiesische Häuser in kindgerechter Bauweise) gesehen und war auch in der Ruinenstadt Conimbriga. Dem Reiseführer sei Dank. In der alten Universitätsstadt Coimbra gibt es viele StudentInnen, die der Stadt jugendliches Flair einhauchen. Mir kommt es heute so vor, als habe das Tragen von Trachten und Mützen rapide abgenommen. Die selbst verwalteten Wohnheime der StudentInnen gibt es immer noch, doch in den 1980er Jahren waren viel mehr Häuser bunt bemalt, so ähnlich wie Ende der 1970er Jahre die besetzten Häuser in Deutschland.
Ein portugiesischer Bekannter holt mich vom Bahnhof ab. Gemeinsam fahren wir zu einem Einkaufszentrum auf der anderen Flussseite, um dort zu frühstücken und den Panorama-Blick auf die Stadt zu genießen. Die Windungen des Rio Mondego, die Brücken und die steil nach oben verlaufenden Stadtviertel sind gut zu erkennen.
Ich mag die lockere Atmosphäre in Coimbra. Im Gegensatz zu Porto und Lissabon ist hier alles kompakter, weil das Zentrum nicht so groß ist. Das erleichtert nicht nur die Orientierung, sondern macht die Stadt gewissermaßen »familiär«, um es etwas übertrieben zu formulieren. Die Cafés sind gut besucht. Viele junge Leute diskutieren oder machen schlicht Hausaufgaben für Schule oder Uni.
Die Häuser im Universitätsviertel vermitteln bisweilen schon äußerlich, dass hier geistige Leistung im Vordergrund steht. An einem Gebäude ist sogar Einsteins Energieformel in die Fassade gemeißelt. In den Straßen gibt es keine Hektik. Alles verläuft scheinbar in geregelten Bahnen. Immer wieder entdecke ich schöne Blicke auf Teile der Stadt und komme schließlich zum Aquädukt, das sich majestätisch auf seinen Säulen thronend durch die Stadt zieht. Durch einen dramatischen und Regen androhenden Himmel im Hintergrund heben sich die von der Sonne durchleuchteten Säulenbögen farblich sehr schön ab.
Hier kann man einfach durch die Gegend schlendern und findet immer interessante Orte: Schöne Gärten, nette Cafés, tolle Gebäude und Plätze etc. Genau das Richtige für mich, da ich das zeitlose Bummeln liebe und quasi im Vorbeigehen das eine oder andere schöne Foto machen kann.
Als ich in den Zug nach Lissabon steige, spüre ich ganz deutlich, dass es hier noch viele Dinge zu entdecken gibt. Ich muss Wohl oder Übel mit viel mehr Zeit noch mal wieder kommen. So soll es sein!