Als ich Anfang der 1980er Jahre zum ersten Mal an den Algarve fahre, lande ich aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen auf dem Camping-Platz der Ilha de Tavira. Knallige Hitze, gemütliche Cafés, Bars und Restaurants gepaart mit der Leichtigkeit des Jungseins bringen mich schnell zu der Frage, was die Welt kostet und was eigentlich wichtig ist im Leben. Wir hatten damals nicht viel (genau wie heute), und wir brauchten auch nicht viel (fast so wie heute).
Die Tage auf der Ilha sind für mich unvergesslich! Das Leben auf dem Camping-Platz ist für uns ideal: Günstige Preise, die Möglichkeit zur Selbstversorgung, mitten in der Natur, strandnah, zwischen vielen jungen Leuten ect. Da wir den Strand vor der »Tür« haben, verbringen wir viele Stunden am Meer, baden, liegen in der Sonne, lesen, diskutieren und genießen es, in den Tag reinzuleben. Hier entstehen Kontakte zu Menschen aus allen möglichen Ländern, die man am Abend bei kleineren Partys wiedersieht. Bisweilen treffen wir uns am Strand, schauen auf den am Algarve grandiosen Sternenhimmel und verbessern (theoretisch) in endlosen Diskussionen die Welt.
Wer vom Camping-Platz ins Zentrum Taviras will, muss zunächst mit einer kleinen Fähre von der Ilha zum Fähranleger »Quatro Águas« fahren. Von dort führt eine (staubende) Straße in das kleine Städtchen. Dabei passieren wir riesige Wasserbecken, die der Salzgewinnung dienen. Wir bummeln durch den Ort, freuen uns an den kräftigen Farben und genießen die Hitze. Der vor allem im Abendlicht romantisch wirkende Fluss Rio Gilão teilt Tavira in zwei Teile, die durch Brücken verbunden sind. In dem kleinen Park am Fluss spenden Bäume Schatten, doch trinke ich auch ganz gern einen Galão (com café da machina!) in einem der zahlreichen Cafés. Noch eine Zeitung kaufen und ein paar Lebensmittel, dann kann es auch schon die zwei Kilomete nach »Quatro Águas« gehen, wo uns die häufig voll besetzte Fähre zurück zur Ilha bringt.
Tavira ist also der erste Ort, den ich in Portugal kennenlerne und bis heute sehr schätze. Der Charme von damals ist bis heute geblieben, auch wenn sich einiges verändert hat. Auf der anderen Uferseite wurden viele Straßen und Häuser neu gebaut. Das Schicke lockt natürlich auch zahlungskräftigere TouristInnen an, mit dem vermutlich immer gleichen Resultat: Steigende Einnahmen für einen Teil der Bevölkerung, gepaart mit höheren Preisen für alle anderen. Es ist auch heute noch anregend, die Burgruine zu begehen und durch das arabische Viertel in der nahen Umgebung zu schlendern.
Wenn du einige Tage am Algarve verbringst, ist ein Ausflug nach Tavira empfehlenswert, denn diese Stadt ist im Gegensatz zu vielen anderen Orten am Algarve wirklich noch »portugiesisch« geprägt. Klar: Wer an Action und größerer Auswahl interessiert ist, wird Lagos vielleicht interessanter finden. Aber der eine Ort steht ja nicht gegen den anderen. Und bekanntlich sind Gefühle ja auch verschieden. Tavira jedenfalls ist nach wie vor eine wundervolle portugiesische Stadt mit großem Charme. Und genau das schätze ich so an ihr!