Die Fahrt mit der Fähre von Horta nach Madalena dauert nur dreißig Minuten. Ich komme dem legendären Pico immer näher. Zur Feier des Tages hat er seinen täglichen Schleier abgelegt. Ich fasse dies als Zeichen eines freundlichen Willkommensgrußes auf. Im Hafen von Madalena wird gebaut. Trotzdem macht die Stadt einen guten Eindruck auf mich. Groß ist dieser Ort nicht, so dass ein Rundgang nicht lange dauert. Der Blick auf den Hafen und die wenigen ein- und auslaufenden Boote zeigt, dass Madalena nicht gerade das maritime Zentrum der Azoren ist.
Ich finde schnell einen Taxifahrer, der mich zu einigen ausgewählten Punkten fahren soll. An der Küste nördlich von Madalena gibt es einige kleine Dörfer, die direkt am Meer liegen. Auffällig sind die flache Bauweise der Häuser und die vielen schwarzen Steine, die bisweilen in großen Blöcken verwendet werden. Zum Teil werden zusätzlich noch weiße Steine benutzt, wodurch die Häuser interessanter aussehen. Selbst eine Kirche entdecke ich, die komplett aus schwarzen Steinen erbaut wurde.
Auf der einen Seite ist also das Meer. Wenn man sich umdreht, sehe ich ihn, den sagenumwobenen und bis weit in den Atlantik ausstrahlenden Pico. Der Berg übt auch für die BewohnerInnen Picos eine besondere Anziehungskraft aus. Der Taxifahrer erzählt mir, dass sein Chef im Sommer den Pico jeden Tag besteigt. Und das ist nicht mal eben in fünf Minuten erledigt, sondern eine richtige Wanderung.
Ich möchte unbedingt noch die Quinta das Rosas sehen. Der Eintritt in diese Gartenanlage ist frei. An diesem heißen Tag ist eine kurze Erholung unter Schatten spendenden Bäume genau das richtige. Einige Gärtner sind dabei, die Anlage zu pflegen. Ich freue mich über den schönen Blick rüber nach Faial. Schließlich ist Horta ja mein zwischenzeitliches Zuhause. In dieser schönen Umgebung wird der Taxifahrer sentimental und erzählt mir, dass er zwar auf Pico geboren sei, aber in jungen Jahren mit seinen Eltern nach Kanada emigriert sei, wo auch eigentlich seine Zukunft lag. Doch eine schöne Frau aus Pico machte ihm einen Strich durch die Rechnung, so dass er vor etlichen Jahren der Liebe wegen nach Pico zurückkehrte. Die Liebe ist mittlerweile auch schon Geschichte, doch er möchte nicht mehr weg aus seiner alten und neuen Heimat.
Ich schlendere ein wenig durch das angenehme Madalena. Auch hier ist im September kaum etwas los. Dort ein Fischer, hier einige TaucherInnen. Nur wenige Menschen sitzen auf den Terrassen der Cafés. Der Ort ist wirklich schnell erkundet. Leider ist die Atmosphäre im Hafen durch Bauarbeiten gestört. Und so gehe ich zur Fährstation, kaufe eine Fahrkarte zurück nach Horta und setze mich neben die anderen Menschen, die mit Kind und Kegel auf das Boot warten. Es kommt pünktlich an und fährt auch pünktlich wieder ab. Ich freue mich auf einen Spätsommer-Abend in Horta.