Ich möchte von Horta aus einen Tagesausflug nach São Jorge machen. Und zwar unbedingt mit der ersten Fähre um 7.30 Uhr, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann, schon mal auf dem Wasser der Sonne entgegen gefahren zu sein. Das Schiff legt pünktlich ab, der Pico grüßt freundlich auf der rechten Seite und so »rast« das Schnell-Boot auf São Jorge zu. Doch zunächst fahren wir der Sonne entgegen, die wie ein Feuerball aussieht und die Inseln in warmes Licht taucht. Mit den seichten Farben und der ruhigen See wirkt die ganze Szenerie wie gemalt.
Nach einem kurzen Stopp auf Pico und weiteren 45 Minuten legt die Fähre in Velas an. Ich schlendere durch ein paar Straßen und brauche zunächst Kaffee und Croissant, um gestärkt den Ort zu erkunden. In Velas wirkt alles aufgeräumt. Ein schöner Park liegt mitten im Ort, die Häuser direkt am Meer werden von der Sonne kräftig angestrahlt. Auch von hier aus ist der Pico gut zu erkennen.
Ich beschließe, eine kleine Rundfahrt per Taxi zu machen und finde einen Fahrer, der einen kurzen Blick auf meine Reiseroute wirft und nach kurzer Diskussion über Zeit und Fahrpreis losfährt. Zunächst ist er noch reserviert wegen der Foto-Tour, die er nicht gut einzuschätzen weiß. Aber nach den ersten Stopps und der freudigen Überraschung, dass er sich mit mir auf portugiesisch unterhalten kann, taut er auf und macht später selbst Vorschläge für fotogene Orte und Objekte.
Die grünen Weiden, die trennenden Mauern, die kleinen Berge (oder großen Hügel), die Kühe und die Blicke aufs Meer: So könnte es auch in Irland aussehen! Der Tag ist traumhaft schön und ideal für diese Sightseeing-Tour. Nach einigen kurzen Stopps sehen wir die Fajã do Ouvidor, wo immerhin noch ein paar Dutzend Menschen wohnen sollen. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten, die fast nur aus Ferienhäusern bestehen und in denen außerhalb der Sommermonate der Hund begraben ist.
Bei unserer Fahrt an die Südküste bestaunen uns braune Kühe, als wären wir und nicht sie die Sehenswürdigkeit. Immer wieder sind kleine Orte direkt am Meer zu erkennen, doch die Wege dorthin sind nicht immer in einem vertrauenswürdigen Zustand. Bisweilen liegen Äste und kleinere Felsbrocken auf der Straße. Ich werfe endlich einen Blick auf die Fajã do Além, wunderschön aus der Ferne, und vermutlich mausetot aus der Nähe. Wurde hier vielleicht der Spruch »in Schönheit sterben« erfunden?
Zeit für eine Pause und ein kleines Mittagessen. Natürlich kennt der Taxifahrer ein nettes Lokal, einen Familienbetrieb mit guter Hausmannskost. Als wir danach durch den Wohnort des Taxifahrers fahren, zeigt er mir stolz das Haus, in dem er lebt. Auf dem Weg zurück nach Velas halten wir noch an einer Windmühle und vor dem Grundstück seiner Freunde. Von der Terrasse habe ich einen herrlichen Blick die Küste entlang und über das Meer zum Pico rüber.
In Velas angekommen bedanke ich mich für diesen wunderschönen Tag. Auch ihm haben die vergangenen Stunden gefallen. Und so gehen wir frohen Mutes unseres Weges. Ich streife noch durch Velas und ruhe mich aus, da ich noch einige Stunden Zeit habe, bis mich die Fähre schließlich auf dem schon düsteren Atlantik zurück nach Horta bringt.