Funchal liegt direkt am Meer, hat eine lange Promenade, viele Gärten, gute Busverbindungen, eine Innenstadt voller Charme, Cafés, Bars, Restaurants und viele weitere sehenswerte Orte und Plätze. Nach dem Flug von Lissabon nach Madeira bin ich gespannt, was mich auf der »Blumeninsel« erwartet. Ich mache meine erste Bekanntschaft mit der Avenida do Mar im Jahre 2010. Die Straße verläuft über einige Hundert Meter direkt an der Promenade, wo sich einige Cafés und Restaurants befinden. Direkt nach dem Flug und meiner Ankunft in Funchal sitze ich zunächst draußen in einem Café, trinke einen Kaffee und kann noch gar nicht glauben, dass ich direkt auf den Atlantik schaue.
Ich fühle mich wohl in Funchal, werfe Blicke auf den Hafen und genieße die Zwanglosigkeit, mit der das Leben hier vonstatten geht. Man kann Segelschiffe beobachten, die riesigen Kreuzfahrtschiffe sind zum Greifen nah. Ich muss unweigerlich daran denken, dass ein solches Schiff eine schwimmende Umweltkatastrophe ist. Auf der Rechnung sehe ich, dass ich »uma chinesa« getrunken habe, eine Chinesin also. Tja, so heißt hier der »meia de leite«, Kaffee mit Milch. Erklären kann mir diesen merkwürdigen Namen niemand. Sei's drum.
Bei meinem ersten Aufenthalt auf Madeira wohne ich im sogenannten Hotelviertel. Das hatte sich bei der kurzfristigen Buchung so ergeben, weil ich die örtlichen Begebenheiten noch nicht kenne. Keine Bettenburg, einfach ein schönes Zimmer mit Blick aufs Meer, etwas höher gelegen und zwei Kilometer vom Zentrum entfernt. Und damit auch von den Buslinien nach Osten, Westen und ins Inselinnere. Das empfinde ich als großen Nachteil, denn ich muss zum zwischenzeitlichen Aufenthalt im Hotel immer erst zwei Kilometer mit dem Bus fahren und dann den Berg hochstapfen. Ich kann nicht mal eben für ein Stündchen an der Promenade lang schlendern und Funchal in der Abendsonne genießen.
Kurz und gut: Fürs erste Mal ganz okay, zumal das Zimmer gemütlich ist, Besitzer und Personal bemüht sind. Aber für meine Art des Reisens ist ein Zimmer im Zentrum Funchals optimal. Die zweite Reise nach Madeira hat mich in die Residencial Zarco geführt. Freundliche und hilfsbereite Menschen, ein Doppelzimmer für mich allein, mit Blick auf einen wunderschönen Platz und in die Rua de Murças, wo ich abends gerne Thunfischsteak mit einer doppelten Portion Salat und ohne Pommes esse. Ich will keine Werbung für diese Residêncial machen. Mir gefällt es dort ziemlich gut, aber meine Ansprüche gehen auch nicht weit über ein sauberes Zimmer mit Dusche und WC hinaus, da ich große Teile des Tages unterwegs bin. Ich brauche weder Pool noch Sonnenterrasse und auch kein Frühstücks-Buffet. Es gibt zwei Brötchen mit Käse und Marmelade, einen Saft und eine Tasse Tee/Kaffee. Auf Nachfrage auch portugiesisch zubereiteten Kaffee aus der Espressomaschine. »Zarco« liegt zentral, nur wenig Meter von den Haltestellen der Busse entfernt in einer Gegend mit wenig nächtlichen Lärm. In Funchal gibt es etliche ähnliche Unterkünfte und natürlich auch welche für gehobenere Ansprüche. Zarco ist ab jetzt meine Unterkunft für kommende Besuche auf Madeira.
Schöne Gassen mit reglementiertem Autoverkehr, viele Cafés, tolle Restaurants, liebevoll gestaltete Plätze etc. In mir sammeln sich jede Menge faszinierende Eindrücke. Und da die Stadt schnell nach oben ansteigt, hat man von vielen Punkten der Stadt eine tolle Sicht aufs Meer. Ich möchte nur kurz die Orte erwähnen, die ich schätzen gelernt habe. Alles andere steht ja im Reiseführer.
Jardím Bolivar
Der Stadtgarten ist wunderschön und liegt mitten im Zentrum. Schatten spendende Bäume, interessante Pflanzen, der kleine Teich, ein Auditorium für Veranstaltungen und nicht zuletzt das Café machen diesen Ort ausgesprochen liebenswert. Ein idealer Platz zum Ausruhen, vor allem bei großer Hitze.
Avenida do Mar
Hier lässt es sich vor allem aushalten, wenn mal Entspannung angesagt ist. Irgendwo was trinken, auf Bänken oder Mauern sitzen und die Schiffe beobachten. Ein gemächliches Kommen und Gehen und die maritime Atmosphäre, gepaart mit dem Blick in die Weiten des Atlantiks lassen mich träumen oder auch lesen und schreiben, je nach Stimmungslage. Und wenn die Sonne sich langsam dem Untergang nähert, gehe ich gerne auf der Promenade entlang Richtung Fortaleza. Das Licht ist spürbar sanft und taucht die ganze Szenerie in warme gelbliche Farbe. Wer häufig per Bus unterwegs ist, kommt um die Avenida do Mar ohnehin nicht herum, weil hier die Busse in fast alle Richtungen abfahren. Das System zu durchschauen ist nicht leicht. Wer mit einem Überlandbus ins Inselinnere etc. möchte, sollte lieber einige Minuten Zeit einplanen, um die richtige Bushaltestelle zu finden. Die Busse in Funchal fahren in der Regel gnadenlos pünktlich!
Mercado dos Lavradores
Die Farbenpracht der Markthalle ist beeindruckend. Hier werden Obst und Gemüse aus der Region verkauft. Bisweilen sind die Marktstände selbst kleine Kunstwerke. Hier und da gibt es Früchte zu probieren. Und natürlich fehlen auch Pflanzen und Blumen nicht. Der lichtdurchflutete Innenhof ermöglicht der Sonne schöne Licht- und Schattenspiele mit den Marktständen. Auch wenn viele TouristInnen unter den BesucherInnen sind, treffen sich hier die Menschen aus Funchal zu Kauf und Plausch.
Eine besondere Atmosphäre herrscht für mich in der angrenzenden Fischhalle. Hier werden die Fische auf langen Marmortischen zum Kauf angeboten. Mich beeindrucken die Zähne des »peixe espada«, des Schwarzen Degenfisches, der wegen seiner Länge meist hinter dem Verkaufstresen verschwindet. Da größere Fische für den Verkauf in handliche Stücke zerkleinert werden müssen, kannst du zusehen, wie beispielsweise ein großer Thunfisch von einem Spezialisten mit einem riesigen Messer in Scheiben geschnitten wird. Interessant zu sehen ist auch, wie Thunfisch eigentlich aussieht und welche intensive Farbe er hat. Auf den Packungen der Tiefkühlkost in den Truhen der Supermärkte ist die Farbe auch noch so. Doch der eigentliche Fisch ist seltsam farblos, wirkt mausetot, seiner Seele beraubt und macht mir keinen Appetit mehr.
Jardím Botânico
Wenn du Pflanzen liebst, führt dich der Weg über kurz oder lang in den Jardím Botânico. Mit Bus Nummer 31 – Achtung: fährt eher selten! – geht es steil bergauf bis vor den Eingang. Hier sind auf mehreren Ebenen viele Pflanzen und Bäume zu sehen, die einem die Schönheit der Welt vor Augen führen. Ich kenne keine einzelnen Namen, aber die Vielfalt beispielsweise bei Kakteen beeindruckt mich. An einigen Stellen ergeben sich zudem herrliche Blicke auf Funchal. Man muss nicht in einem Zug durch die ganze Anlage hetzen, sondern kann auch auf Bänken sitzen und plaudern wie in einem Park. In einer Ecke der Anlage sind noch etliche Vogelkäfige, in denen das eine oder andere Prachtexemplar ein Dasein in Gefangenheit fristet. Das hat natürlich diese beiden Seiten: Einerseits könnte man viele Vögel nicht so nahe vor sich sehen, andererseits werden die Vögel ihres natürlichen Lebensraumes beraubt, auch wenn die Behausungen zumindest teilweise recht fantasievoll gestaltet sind. Ob dies auch artgerecht ist und sich die Vögel darin wohlfühlen, möchte ich jedoch bezweifeln.
Jardím Tropical
Ob diese Gartenanlage die 10 Euro Eintritt Wert ist, muss am Ende jede selbst beurteilen. Ich finde uneingeschränkt ja, aber ich habe auch Leute getroffen, die nach ihrem Besuch empört waren. Der Name ist vielleicht missverständlich, denn hier reiht sich nicht eine exotische Pflanze an die nächste. Die Anlage ist mit Bäumen gesäumt und lebt von der Vielfalt der zu sehenden Dinge. Für die ganzen portugiesischen Könige gibt es je eine aus Kacheln bestehende Informationstafel. In einer kleiner Halle werden Masken aus Afrika präsentiert, in einer anderen Steine und Kristalle. Es plätschert ein wenig Wasser in einen Teich, an einem Weg steht eine gigantische Amphore und im oberen Teil der Anlage schwimmen Kois in einem Teich. Es gibt hier viele Details zu entdecken. Aber wer damit nichts im Sinn hat, wird vermutlich schnell zum Ausgang kommen. Ich habe hier wunderschöne Fotos gemacht, gerade von vielen Details und auch einige einmalige Blicke auf Funchal eingefangen. Ich erinnere mich gern an diesen Nachmittag zurück, spätestens dann, wenn ich einen Blick auf die Fotos werfe.
Jardím de Santa Catarina
Gärten gibt es in Funchal wahrlich genug. Doch diese Anlage besticht zum einen durch die offene Gestaltung und zum anderen durch die faszinierenden Blicke auf Hafen und Meer. Ich habe hier mit etlichen Hundert Menschen während der Euro 2012 zwei Fußballspiele der portugiesischen Selecção gesehen. Eine tolle Stimmung und ein unvergessliches Erlebnis, zumal Cristiano Ronaldos Geburtsort Camacha nur zehn Kilometer von Funchal entfernt liegt. Zumindest in der Sympathie für die Selecção sind die MadeirerInnen typische PortugiesInnen.
Türen in der Zona Velha
Überall in der Welt gibt es Türen. Und überall sind diese Türen mehr oder weniger gleich langweilig. Wer sehen möchte, wie fantasivoll sich einfache Haustüren gestalten und bemalen lassen, geht in der Zona Velha spazieren. Dieses Viertel liegt östlich der Markthalle, nahe an der Promenade rund um die Station des Teleférico und beherrbergt zudem etliche Bars, Läden und Restaurants. Wer Sinn für die kleinen, aber außergewöhnlichen Dinge des Lebens hast, sollte in diesen Straßen aus dem Staunen nicht herauskommen.