Man gewöhnt sich schon einige merkwürdige Rituale an im Laufe seines Lebens. Ich sage Lisboa immer ein spezielles »olá«, wenn ich in der kleinen Bar am Rossó einen Ginjinha trinke, diesen Kirschlikör mit den in dem kleinen Glas schwimmenden und mit Alkohol vollgesogenen Kirschen. Diese Mini-Bar ist vermutlich eine Goldgrube, denn es ist ein Kommen und Gehen. Und mittlerweile kostet ein kleines Gläschen Ginjinha auch schon 1,20€ (2012). So richtig voll ist es vermutlich nie, da die BesucherInnen nicht viel Zeit brauchen, um ihr Gläschen zu leeren und selten mehr als eins trinken.
Es gibt keine spezielle Sorte Mensch, die hier einkehrt. Es sind viel mehr unterschiedlichste Leute aus allen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen. Und natürlich mögen auch viele TouristInnen diesen Laden gerne. Kleine Gruppen bevölkern die Bar genau so wie spanische Groß- oder Kleinfamilien, die es lieben, bei einem Sprung nach Lisboa ein paar kulturelle Eigenarten der PortugiesInnen zu kopieren. Nur ein paar…
Wenn mein Glas leer ist, spüre ich in meinen Bauch eine angenehme Wärme, die den Wohlfühl-Faktor in Lisboa kurzzeitig um ein Vielfaches erhöht. Ich werde dieses Ritual auf jeden Fall beibehalten, zumal ich, draußen stehend, einen schönen Blick auf den Rossío habe und auch auf die ganzen Menschen, die vom Praça da Figueira kommend in die Rua das Portas de Santo Antão einbiegen. Am Rande des Platzes treffen sich einige Afrikaner, die diese schöne Ansammlung verschiedenster Menschen aus allen Kontinenten perfekt machen.